Liebe Schweinehundefreunde,
kennen Sie das Gefühl, in den Spiegel zu gucken und Ihrem eigenen Blick ausweichen zu müssen? Sie spüren dann meist, dass Sie sich in Ihrem Leben irgendwo verbiegen müssen. Oder dass Sie ständig etwas tun, dass Ihnen eigentlich gar nicht entspricht. Sie sind unzufrieden und unmotiviert. Alles erscheint anstrengend und nervtötend.
Kennen Sie andererseits das Gefühl, dass Sie in den Spiegel gucken und einfach gut finden, was Sie da sehen? Sie strotzen nur so vor Energie, Motivation, Zufriedenheit, Rückgrat und Glück. In diesem Fall spüren Sie meist, dass Sie im Leben auf dem richtigen Weg sind – auf Ihrem ganz persönlichen. Sie tun etwas, das Ihnen ganz und gar entspricht. Sie drücken auf Ihre persönlichen Motivationsknöpfe. Sie leben so, wie Sie es für richtig halten.
Innere Werte: unsere Motivationsknöpfe
Diese unsere Motivationsknöpfe entsprechen dabei unseren inneren Werten: Was ist uns im Leben wichtig? Was weniger? Wie ein Kompass zeigen uns unsere inneren Werte an, ob wir auf dem richtigen oder falschen Weg sind. Alles geht uns locker von der Hand. Oder wir kämpfen mit permanentem Gegenwind.
Wichtig hierbei natürlich: Alle Menschen sind unterschiedlich! Was für den einen gilt, gilt noch lange nicht für den anderen. Und was dem einen erstrebenswert scheint, sorgt beim anderen womöglich für Stress-Pickel. Werte gelten eben nur für einen selbst – jeder trägt sein ganz eigenes Werteprofil in sich – und somit auch seine ganz eigenen Motivationsknöpfe. Oder besser: Lebensmotive.
Das Reiss-Profil. Die 16 wichtigsten LEBENSMOTIVE
Der amerikanische Psychologie-Professor Steven Reiss hat in jahrelangen Untersuchungen mit Tausenden Versuchspersonen verschiedene innere Werte bestimmt. Er wollte wissen, was Menschen im Leben letztlich glücklich und zufrieden und damit dauerhaft leistungsfähig macht. Also systematisch die Frage beantworten: Was ist für jeden einzelnen Menschen wirklich wichtig?
Reiss hat dabei 16 grundlegende verschiedene Lebensmotive entdeckt, die Menschen situationsübergreifend und zeitüberdauernd innerlich antreiben – und sie individuell unterscheiden.
Gehen wir sie mal einzeln durch. Und wenn Sie möchten, geben Sie sich selbst je einen groben Wert von 1 bis 10. Bei 1 bedeutet Ihnen das Lebensmotiv rein gar nichts, bei 10 besonders viel. Schon anhand solch eines groben Tests können Sie Ihr Motivations- und Frustrationspotenzial besser erkennen und ausdifferenzieren!
1. Macht
Menschen mit hohem Machtmotiv wollen Einfluss ausüben, streben Erfolg an, wollen Leistung bringen sowie möglichst viel Kontrolle haben. Sie übernehmen gerne Führungsverantwortung. Wem Macht allerdings egal ist, der lebt eher »easy going«, scheut Führung und Verantwortung, orientiert sich gerne an anderen Menschen und schließt sich ihren Ideen an. Er kann anderen dienen und Fakten gut akzeptieren.
2. Unabhängigkeit
Wem Unabhängigkeit sehr wichtig ist, liebt die Freiheit, lebt oft selbstgenügsam und emotional selbstbestimmt. Wem Unabhängigkeit eher unwichtig ist, handelt gerne teamorientiert, geht emotionale Abhängigkeiten ein und sucht Gemeinschaft und Gemeinsamkeiten mit anderen.
3. Neugier
Neugierige Menschen sammeln gerne Wissen an, suchen nach Wahrheit und wollen den »Dingen auf den Grund gehen«. Sie verstehen sich als intellektuelle Visionäre, die gerne Strategien erstellen. Weniger Neugierige sind hingegen eher »praktisch veranlagt«. Sie denken anwendungs- und handlungsorientiert. Sie wollen die Dinge lieber »jetzt machen« anstatt Zeit zu vergeuden.
4. Anerkennung
Wem Anerkennung sehr wichtig ist, sucht viel soziale Akzeptanz. Er braucht die Zugehörigkeit zu einer Gruppe und definiert seinen Selbstwert stark durch andere. Negative Kritik vermeidet er gerne. Lob hingegen ist sein Treibstoff Nummer eins. Wem Anerkennung weniger wichtig ist, ist selbstbewusst und selbstsicher. Kritik kann er besser aushalten. Er lebt unabhängig vom Feedback anderer.
5. Ordnung
Ordnungsliebende bevorzugen Stabilität und Klarheit. Sie wollen detailgenau organisieren, definierte Prozesse einhalten und suchen sich Strukturen oder bauen welche auf. Konstanz zu wahren ist ihnen sehr wichtig. Weniger Ordnungsliebende schätzen eher Spontaneität und Flexibilität. Ordnung muss nicht immer sein, gerne sind sie auch offen für Abweichungen in Strukturen und lassen Freiräume zu.
6. Sparen/Sammeln
Wem das Sparen und/oder Sammeln wichtig ist, häuft gerne materielle Güter an. Er schafft sich Eigentum, bewahrt alle möglichen Dinge auf und hält an ihnen genauso fest wie an seinen Glaubenssätzen. Das Gegenteil davon ist die materielle Großzügigkeit. Diese Menschen haben kein Interesse am Sammeln oder Sparen, sie geben Dinge gerne weiter und können problemlos wegwerfen.
7. Ehre
Menschen, denen Ehre sehr wichtig ist, denken und handeln kodexorientiert, loyal und moralisch integer. Sie schätzen Tradition, öffentliche Integrität, Werte und Normen und wollen diese auch bewahren. Menschen ohne ausgeprägten Sinn für Ehre denken und handeln eher zweck- und zielorientiert. Loyalität als Selbstzweck ist ihnen fremd. Und Flexibilität ist ihnen viel wichtiger als Rollenerwartungen.
8. Idealismus
Idealisten sind soziale Gerechtigkeit und Fairness wichtig. Sie handeln zum Wohl anderer und ohne eigenen Nutzen. Sie sind altruistisch und oft politisch orientiert. Weniger Idealistische sind eher soziale Realisten. Ihnen ist die soziale Selbstverantwortung wichtig. Sie sind eher unpolitisch und sehen sich vorrangig sich selbst gegenüber in der Verantwortung.
9. Beziehungen
Beziehungsorientierte suchen und pflegen Freundschaften, lieben Freude, Humor und Geselligkeit. Sie gewinnen Energie durch den Kontakt mit anderen – sie leben extravertiert. Weniger Beziehungsorientierte lieben die Zurückgezogenheit und sind oft ernsthafter. Sie können gut alleine mit sich selbst sein, grenzen sich ab und suchen Freiräume. So gewinnen sie Energie, während sie Energie im Kontakt mit anderen verlieren – sie leben introvertiert.
10. Familie
Wem das Motiv Familie wichtig ist, der liebt das Familienleben ganz besonders, erzieht und sorgt gerne für seine Kinder, lässt enge Kontakte zu und kann intensive Zuwendung geben und nehmen. Weniger Familienorientierten ist intensive Fürsorglichkeit suspekt. Mit Kindern gehen sie eher partnerschaftlich um und scheuen die Abhängigkeit, die Kinder bedeuten. Sie sind weniger emotional und brauchen auch weniger körperliche Nähe.
11. Status
Wer ein hohes Statusmotiv hat, sucht und genießt Prestige, Reichtum, Titel, öffentliche Aufmerksamkeit und Ansehen. Er gibt sich gerne elitär und dominant. Menschen mit niedrig ausgeprägtem Statusmotiv leben hingegen gerne bescheiden, egalitär und haben kein Interesse daran, öffentlich wahrgenommen zu werden. Auch legen sie wenig Wert auf Titel und Besitz.
12. Rache/Kampf
Menschen mit hohem Rache-/Kampfmotiv lieben den Wettkampf. Sie suchen sich daher aktiv Konkurrenz, schaffen gerne Rangfolgen, scheuen sich nicht davor, Aggressionen auszutragen, suchen Vergeltung und wollen stets gewinnen. Menschen mit niedrig ausgeprägten Rache-/Kampfmotiv hingegen suchen eher Harmonie und streben Ausgleich an. Sie vermeiden Konflikte und schlichten Streit.
13. Eros
Wer ein ausgeprägtes Erosmotiv hat, liebt Erotik und genießt Sexualität. Aber er führt auch insgesamt ein lustvolles Leben und hat Interesse an Schönheit, Design und Kunst. Der gering Eros-Orientierte lebt hingegen eher asketisch. Er liebt die Nüchternheit und den Purismus.
14. Essen
Für wen Essen wichtig ist, der liebt den Genuss und/oder die Menge, wenn es ums Thema Nahrungsaufnahme geht. Er kocht gerne und lässt sich gerne gut und reichlich bekochen. Außerdem geht er gerne ins Restaurant. Für wen Essen hingegen ein gering ausgeprägtes Motiv ist, der sieht darin vorwiegend eine notwendige Nahrungsaufnahme.
15. Körperliche Aktivität
Freunde körperlicher Aktivität haben Freude an Bewegung und Fitness. Sie lassen körperliche Erfahrungen zu. Wem körperliche Aktivität nur wenig wichtig ist, scheut körperliche Belastungen, lebt oft eine »No-Sports!«-Einstellung, ja meidet sogar jegliche Körperlichkeit.
16. Emotionale Ruhe
Wem emotionale Ruhe wichtig ist, sucht emotionale Sicherheit und Entspannung. Angst vermeidet er genauso wie Stress. Emotional weniger Ruhebedürftige sind stressrobuster, nehmen auch Risiken in Kauf, bleiben eher »cool« und ruhen in sich.
Na? Wie sieht es aus mit Ihren persönlichen Motivationsknöpfen? Sind in Ihrem Leben die richtigen gedrückt? Und haben Sie vielleicht auch Optimierungsbedarf bemerkt?
Das Institut für Lebensmotive! Beirat: Stefan Frädrich
Wenn Sie in die Thematik tiefer einsteigen möchten (und das kann ich uneingeschränkt empfehlen), schauen Sie doch mal auf die Homepage des Instituts für Lebensmotive, das sein Schaffen ganz dem Reiss-Profile widmet.
Das Institut wird von meinen geschätzten Freunden und Kollegen Frauke Ion und Markus Brandgeleitet. Ich selbst sitze übrigens im Beirat des Unternehmens. Wir alle sind von diesem einmaligen psychologischen Diagnostik-Tool und seinen vielfältigen praktischen Einsatzmöglichkeiten schlicht begeistert.
Hey, am besten erstellen Sie gleich Ihr eigenes persönliches Reiss-Profile!
Natürlich erfahren Sie auch in meinem neuen Buch „Das Günter-Prinzip„ etwas über Ihre Motivationsknöpfe … 😉
Herzliche Schweinehundegrüße
Ihr
Stefan Frädrich
Sehr schöner Artikel, den Sie geschrieben haben. Ich lernte neue und interessante Dinge.