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Das perfekte Zeitmanagement: die 3-Tage-Woche 

 Oktober 7, 2011

Von  Dr. Stefan Fraedrich

Liebe Schweinehundefreunde,

zum Glück setzt sich nach und nach die Erkenntnis durch, dass gutes Zeitmanagement weniger eine Frage penibler Planung ist, als vielmehr eine Frage der Richtung unseres Handelns. Stephen R. Covey sagt, wir sollten keine Prioritäten für unsere Termine setzen, sondern Termine machen für unsere Prioritäten.

Und damit wären wir mittendrin in der Herausforderung. Denn: Was sind unsere Prioritäten? Und wie sollen wir sie alle auf die Reihe kriegen, wenn uns schon das Befriedigen der Basics schwer fällt: unseren Job tun, Zeit mit den Kindern verbringen, die Partnerschaft pflegen, Sport machen, uns fortbilden, uns Zeit für uns selbst nehmen, für die Freunde, und so weiter.

Die 3-Tage-Woche – flexible Zeiteinteilung für Checker

Zeit also für die 3-Tage-Woche! Was das ist? Ganz einfach: Ich schlage Ihnen eine Abkehr vom üblichen 7-Tages-Rhythmus einer Woche vor, in der die meisten Menschen von Montag bis Freitag arbeiten und am Wochenende ihre Freizeit verbringen beziehungsweise ein paar Familienpflichten nachkommen. Denn: Diese Einteilung ist zu starr, geht an so manchen Anforderungen unserer Zeit vorbei und schafft künstlich Zeit- und Denkgrenzen.

Stattdessen plädiere ich für die Einführung folgender drei Tage(sgattungen): Wir brauchen Kramtage, Performancetage und Sonntage. Und wann wir welchen Tag haben, sollten wir weitgehend selbst bestimmen.

Ich persönlich habe mich seit Ende meiner Schulzeit eigentlich nie um Wochentage oder Wochenende, Urlaube oder Feierabende geschert. Es sei denn natürlich, ich musste es aus *arbeitsorganisatorischen* Gründen. Stattdessen habe ich einen Hang dazu, zu arbeiten, wann ich will und es sein muss. Und die Füße hochzulegen, wann immer ich will und kann. So befinde ich mich in einem sehr angenehmen Wechsel aus Anspannung und Entspannung, Fokus und Zerstreuung.

Mit dieser flexiblen und sehr ökonomischen Zeiteinteilung lebe ich nun schon seit etlichen Jahren – ohne, dass ich mir strikte Terminpläne machen müsste – und ich stelle fest: Ich bin ständig kreativ und produktiv, mir geht es privat, mental und körperlich blendend, und darüber hinaus kriege ich fast immer gestemmt, was mir wichtig ist. Sogar ohne darüber klagen zu müssen, „keine Zeit“ zu haben. Ich behaupte: Ich habe mein Zeitmanagement im Griff. Und wenn ich mich mit anderen „Performern“ unterhalte, bestätigen sie mir meist, auf ähnliche Weise mit ihrer Zeit umzugehen.

Also: Um was für drei magische Tagestypen handelt es sich?

Kramtage – einfach vor sich hinwurschteln

Die Kramtage sind die Tagesgattung Nummer eins. Sie sind – welch Überraschung! – für „Kram“ reserviert, also für all das organisatorische Gedöns, ohne das unser Leben nun mal nicht pfunzt: Im Job müssen wir das Tagesgeschäft erledigen, Mails schreiben, Angebote und Rechnungen, Überweisungen tätigen, Homepagetexte überarbeiten, telefonieren und Papiere sortieren. Und im Privatleben müssen wir Wäsche waschen, kochen, aufräumen, einkaufen, mit dem Hund Gassi gehen und nebenbei unseren Termin im Fitnesstudio einbauen, der nicht immer nur Freude bereitet. Ohne geht es eben nicht in unserem lieben Leben.

Der mentale Fokus an Kramtagen ist halbweit gestellt: Wir brauchen unser Hirn zwar schon, müssen uns aber auch nicht sonderlich anstrengen. Wir wurschteln eben so vor uns hin, haben dabei vielleicht sogar das ein oder andere kleinere Flow-Erlebnis und schnacken locker mit anderen Menschen, die uns begegnen. It’s so easy, Baby.

Und am Ende eines solchen Kramtages haben wir zwar nicht am ganz großen Rad gedreht, aber dafür lauter kleine bewegt. Gut so: Denn ohne die ließe sich das große Rad überhaupt nicht drehen, nicht wahr? Wir haben also getan, was wir tun mussten – und das ist schon eine ganze Menge.

Performancetage – jetzt wird gerockt

Tagesgattung Nummer zwei ist für die fetten Vorhaben reserviert, auf deren Performance es wirklich ankommt: in meinem Fall sind das Vorträge, Seminare, das Schreiben wichtiger Texte, eine Hörbuchaufnahme oder mal ein TV-Dreh zwischendurch. In Ihrem Fall sind das vielleicht wichtige Verkaufstermine, Prüfungen, Produktabnahmen, Konzepterstellungen oder sonstiges wirklich Relevantes.

Und wie beim Profifussballer im Bundesligaspiel ist an Performancetagen vor allem eines wichtig: dass die Performance stimmt! Denn die ist es letztlich, die uns in der Summe den Klassenerhalt sichert, den Abstieg beschert oder die Meisterschaft.

Das bedeutet zweierlei:

Erstens müssen wir an Performancetagen unsere volle Leistung abrufen. Unser Fokus ist dabei eng gestellt, wir sind gewissermaßen im Tunnel. In unserem Kopf tummelt sich eine Vielzahl endogender Perfromancedrogen wie Dopamin, (Nor-)Adrenalin und ein paar Spritzer Endorphine – sprich: Wir sind „drauf“ und fühlen uns stark.

Zweitens aber können wir diese Stärke nur dann voll ausschöpfen, wenn wir uns nicht gleichzeitig mit Kleinkram belästigen – dafür sind außschließlich die Kramtage zuständig. Oder können Sie sich vorstellen, dass Sebastian Vettel während eines Rennens über die Modalitäten seiner Head-and-Shoulders-Werbeverträge nachgrübelt und schnell mal „zwischendurch“ per Funk eine E-Mail diktiert? Nein, an Performancetagen zählt nur die Performance und nichts – ich wiederhole: nichts! – anderes.

Ich selbst gehe an Performancetagen nicht ans Telefon, beantworte keine E-Mails, ja mache mir überhaupt keine Gedanken über Organisatorisches, das über das konkrete Performance-Vorhaben hinausgeht. Vor der Performance sortiere ich mich. Dafür schaffe mir ganz bewusst einen freien Kopf, also frei von allem anderen außer meiner Performance. Dann performe ich, so gut ich es kann. Und hinterher lasse ich die Anspannung los – auch jetzt, ohne an Kram zu denken, für den ein andermal auch noch Zeit ist. (Genau: an den Kramtagen.)

Na? Was sind Ihre Arten der Performance? Wo sollten Sie bedingungslos rocken, ohne Ihre Energien von unwichtigem Kram zerfleddern zu lassen?

Sonntage – nicht nur am Sonntag

Tagesgattung Nummer drei sind die Sonntage, die mitnichten nur am Sonntag stattfinden müssen. Nein, Sonntage können auch mal am Montag sein, am Mittwoch oder Donnerstag. Schließlich können Kram- und Performancetage genauso auf das angebliche „Wochenende“, in den Urlaub oder auf Feiertage fallen – wie gesagt: Ich lebe ganz bewusst weitgehend außerhalb dieser Definitionen.

Wichtig ist dabei nur eines: Sonntage sind dafür da, es uns gut gehen zu lassen – und zwar ohne unsere Zeit mit Kram oder Performances zu verbringen. Wir haben „frei“ (obwohl ich dieses Wort gar nicht mag, denn es bedeutet im Umkehrschluß, dass wir nicht frei haben, wenn wir arbeiten, was eine der dümmsten Geisteshaltungen ist, die wir einnehmen können). Wir sind aus. Wir sind nur für das da, was man an Sonntagen so tut: die Zeit genießen, relaxen, sich zertreuen, mit den Lieben zusammen sein, spielen, abhängen, einen Film gucken, ein Buch lesen, Golf spielen, eine Radtour fahren, uns in die Hängematte fläzen. So können wir nachdenken, dem Leben danken, Energie tanken. Wohlgemerkt: Ohne schlechtes Gewissen unseren „Pflichten“ gegenüber – für die gibt es die Kram- und Performancetage.

Unser Fokus ist an Sonntagen ganz weit gestellt. Wir können quer denken, mit neuen Ideen spielen, Eindrücke sacken lassen. Und wenn es die Organisation unseres Lebens zulässt sogar herrlich antizyklisch handeln: den Freizeitpark unter der Woche besuchen und an den Fahrgeschäften nicht in der Schlange stehen. Einen Stadtbummel machen, während andere arbeiten. Und längst gemütlich mit gefülltem Kühlschrank zuhause sitzen, anstatt kurz vor Ladenschluss in der Berufstätigen-Rushhour einkaufen zu müssen. Wunderbar!

„Das ist nichts für mich!“ Wirklich?

Fazit: Wir schaffen locker, was zu schaffen ist. Wir bringen Leistung, ohne uns zu über- oder unterfordern oder gar auszubrennen. Und wir beachten dabei trotzdem unsere wichtigsten Lebensbereiche. Sprich: Wir haben unsere Zeit und damit unser Leben im Griff. Die 3-Tage-Woche ist das perfekte Zeitmanagement!

Und ja, ich weiß: Die 3-Tage-Woche ist nicht für jeden geeignet. Ja, nicht jeder kann sich seine Termine frei wählen. Und alle Termine schon gar nicht (ich natürlich auch nicht). Ja, es gibt sie, die vielen Grenzen, Strukturen, Rituale und Gewohnheiten, die unser Leben stets mitbestimmen – für manche mehr als für andere.

Und dennoch gilt: Der einzige, der seine Zeit und seine Handlungen wirklich überschaut, sind Sie selbst! Und Sie haben – wie alle Menschen – die Möglichkeit, die Chance, vielleicht sogar die Pflicht, aus Ihrem persönlichen Spielraum das Beste zu machen. Denn eines dürfte Ihnen klar sein: Zeitmanagement ist Lebensmanagement. Und das ist nun mal nichts für Opfer.

Haben Sie einen schönen Oktober – und nicht nur den!

Herzliche Schweinehundegrüße

Ihr

Stefan Frädrich

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  • Guten Morgen,
    Ich verbringe die letzten 20 Jahre eigentlich nach diesem Prinzip und kann Stefans Sätze nur bestätigen. Alle meine Freunde und Bekannte sagen immer das ich so ausgeglichen bin. Was ich noch besser machen muss ist, kein Telefon usw an diesen Performancetagen. Das habe ich bisher eigentlich immer noch genutzt.
    Danke für diese Tips, Stefan

  • Na super!, ich brauche keine Performance-Tage, oder höchstens zweimal im Jahr … und nun?
    Jetzt steh ich da mit leeren Händen, fühle mich verunsichert – warum habe ich nichts, was einen Performancetag notwendig macht? Nicht mal etwas für eine Performancestunde. Was soll ich rocken? Sollte ich einen Part meiner Kramstage zum Performancepart aufwerten? Mal überlegen, vielleicht … hm, nein doch nicht, … oder vielleicht … ja, das könnte passen: mein wiederkehrendes Streitgespräch mit meinem Sohn bezüglich seiner Ordnung … genau!, das sollte ich rhetorisch besser vorbereiten, da lässt sich noch was rocken!, da sollte mich nichts ablenken, kein Telefon, kein Wäschetrockner-Summen, kein … na eben gar nichts. Hm, armes Kind, nee, das würde wohl zu einer Psychose führen (beiderseits).
    Aber mein Mann, ja der könnte sicher etwas Performance gebrauchen … aber gehörte DAS nicht zu den Sonntagen? 😉
    Tja, bleiben mir die Kramstage und Sonntage, von letzteren habe ich wahrscheinlich viel mehr als Menschen, die Performancetage einbauen müssen, und das ist dann ja wieder auch nicht schlecht 😀
    Einen fröhlichen Gruß aus der Hängematte von einer
    „Frau, die neben ihrer Berufstätigkeit erfolgreich ein kleines Familienunternehmen leitet“

  • Performance-, Krams- und Sonntage, ja genau! Wobei die Performance-Tage auch mal zu Performance-Nächten werden können, weil ich da am besten denken kann. Und die Sonntage auch mal zu Sonntagsstunden am Freitagmittag, wenn das Wetter gerade beschließt, ein bisschen vor sich hin zu föhnen und ich die Nase in die Sonne halten kann. Ich entwickele eine wachsende Begeisterung für diese Form vom „fließendem Gleichgewicht“!

    Wie auch immer, ich habe Ihren Beitrag mit einem beständig-freudigen Kopfnicken gelesen. Vielen Dank!

    Mit den besten Grüßen
    Ihre Simone D. Wiedenhöft

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